All drei Jahre findet in Riggisberg bei Bern das Ehemaligen-Treffen der Abegg-Stiftung statt. Dieses Jahr war das Treffen durch zwei große Ereignisse geprägt: Zum einen wurde das Museum der Abegg-Stiftung nach zweijähriger Umbauphase wiedereröffnet und zum anderen war an der Fachhochschule in Bern ein neuer Master-Studiengang für Textilrestaurierung eingeführt worden.

Am Kolloquium nahmen ca. 60 Ehemalige teil. Wie bei jedem Kolloquium gab es auch diesmal viele interessante Vorträge von den Ehemaligen zu hören. Wieder waren die Vorträge gut und erreichten ein sehr hohes Niveau. Das Thema des diesjährigen Treffens lautete: „Ewige Probleme in der Konservierung“ und „Materialkombination“.

Ein besonderer Höhepunkt war die Wiedereröffnung des Abegg-Museums. Nach der allgemeinen Begrüßung erfolgte eine Einführung in die neue Ausstellung mit Besichtigung. Seit August 2009 war das alte Museum umgebaut und zum Teil sogar durch einen Neubau ergänzt worden. Der neue Bau umfasst nun ganze 1500 qm und ist mit den modernsten Technologien ausgestattet, wie z.B. einer hoch modernen Klimaanlage, die einen für den Erhalt der Kunstwerke idealen Luftaustausch sicherstellt. Außerdem wurde durch ein dezentes Deckenlicht und dezente LTD-Lichter um die Objekte eine harmonische und unaufdringliche Atmosphäre geschaffen. Aufgrund der guten Bodenbeschaffenheit – Boden aus weiß getönter Eiche – und dem guten Entwurf des Gebäudes lässt es sich als Besucher sehr ruhig und entspannt durch die Ausstellung gehen. Es ist vergleichbar mit einer Reise durch die verschiedenen historischen Epochen (vom 4. Jhd. v. Chr. bis 1800) und durch die unterschiedlichsten Gegenden der Welt (wie z.B. Ägypten, China, Zentralasien), eine Reise entspannt wie eine Meditation. 

Zudem wurde wert darauf gelegt, dass die Zahl der Ausstellungsobjekte überschaubar bleibt. Es ist sinnvoller, die Ausstellungsobjekte häufiger zu wechseln als die Ausstellung zu überfrachten und zu viel Raum einzunehmen. Es wurde entschieden, die Hauptthemen saisonal abwechseln zu lassen. Somit kann sich der Besucher für die einzelnen Kunstwerke mehr Zeit nehmen.

Das zweite wichtige Ereignis war die Einrichtung eines Master-Studiengangs für Textilkonservierung/-    restaurierung angegliedert an die Fachhochschule in Bern. Das Studium dauert 5 Jahre, dabei findet der theoretische Teil in der Fachhochschule in Bern statt und die praktische Ausbildung (Praxismodule) im Textilkonservierungsatelier und im Museum der Abegg-Stiftung in Riggisberg. Jedes Jahr kann allerdings nur ein Student aufgenommen werden. Nach 3 Jahren wird eine Bachelor-Thesis verfasst und nach 5 Jahren erfolgt die berufsqualifizierende Master-Arbeit. Am Ende steht der Abschluss „Master of Arts in Conservation-Restoration“. Dabei gibt es keine Semesterferien wie in anderen Studiengängen, da sich die Studenten wie in einem Anstellungsverhältnis befinden. So sind 4 Wochen Urlaub im Jahr gewährt. Die Restaurierungswerkstatt der Abegg-Stiftung ist sehr gut ausgestattet. Es arbeiten in der Regel 5 Studenten und 2 Praktikanten, die von 5 Mitarbeitern betreut werden, an der Restaurierung der Objekte, die zum Großteil aus der eigenen Sammlung stammen. Aktuell steht die Mitarbeit an einer Präsentation aus Rumänien im Zentrum der Tagesordnung.

Die Gründung der Abegg-Stiftung und des Textilmuseums geht auf Werner und Margaret Abegg zurück. Deren immenses Interesse am Erhalt von wertvoller Kunst auf Textil war ausschlaggebend und stellte zudem die Basis für die Etablierung der Konservatoren-Ausbildung dar. Die Werkstatt der Abegg-Stiftung ist heute weltberühmt und die dort ausgebildeten Konservatoren arbeiten nun in verschieden Institutionen rund um den Globus. Was wir heute bestaunen können und von was wir heute profitieren ist das Lebenswerk der Familie Abegg.


Präsentationsthemen 2011:

Eva Burnham: Two cases that represent extreme settings for conservation work
Dinah Eastop: Promoting preservation & access for books containing textile samples
Hai-Yen Hua-Ströfer: Buddha´s brush – Buddha´s paste (Restaurierung des Taima Mandala)

André Brutillot: Wieviel Ausstellung erträgt eine Tapisserie?
Katharina Neuser und Bettina Niekamp: Die Senkrechthängung des Genesisbehanges - Wunschtraum oder Wirklichkeit?
Dagmar Drinkler: Eng anliegende Bekleidung in Antike und Renaissance

Agneszka Wos Jucker: Unter-Glas-Montagen. Untersuchungen einiger Altmontagen der Abegg-Stiftung
Vallerie Marcelli: Etude et traitement du diorama dit "de la pregarelo" du musée Arlaten d´Arles

Corinna Kienzler: Paramentenschatz der Schwarzen Kirche in Kronstadt, Rumänien - eine kunsthistorische und textiltechnologische Bestandsaufnahme
Caroline Vogt: Phoenix im Gold und Seide-Untersuchungen, Konservierung und Präsentation eines mongolischen Goldgewandes


HICA

VII. Kolloquium der Ehemaligen der Abegg-Stiftung

in Riggisberg, Schweiz

28. – 30. Oktober  2011

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